Marx’ Konzept der „Grenzen der dialektischen Darstellung“

Marx hat bekanntlich nicht nur seine theoretische Darstellungsarbeit in der Sache vorangetrieben und sich in seiner Reflektion darüber dann hegelscher Redeweisen bedient – in diesem Sinne meint bei ihm ‘dialektische’ Darstellung zunächst einfach theoretische, systematische Darstellung – er hat auch ein spezifisches Konzept geliefert, mit dem er seine Differenz zur philosophischen Begriffsentwicklung bei Hegel näher andeutet: den Begriff der „Grenzen der dialektischen Darstellung“, deren sich eine Wissenschaft bewusst sein muss, wenn sie sich nicht im philosophischen Apriorismus à la Hegels ‘Geistphilosophie’ verirren will. Dieter Riedel (1997) und Helmut Reichelt (2000) haben sich in Bezug auf dieses marxsche Konzept eine Kontroverse geliefert, die geradezu als ein Exempel autistischen Kannitverstans dienen könnte: Gestützt auf die bloße Untersuchung der Problematik der Möglichkeit einer systematischen Begründung für die historische Tatsache der Lohnarbeit wird die eigentümliche, völlig undurchdachte Alternative erörtert, ob sich das „Phänomen einer ‘Reduktion der Dialektik durch Marx selbst’“ konstatieren lasse (Göhler 1980 u. Riedel 1997, 38) oder ob Marx „in den veröffentlichten Versionen der Kritik der politischen Ökonomie“ seine Methode versteckt habe (Reichelt 2000, 126, vgl. Reichelt 1996). Anstatt eine derart verdinglichte Alternative zu konstruieren, sollten wir uns besser an Marx’ eigene wiederholte Versicherung halten, dass sich seine ‘dialektische Methode’ radikal von der Hegels unterscheide und dass diese Differenz gerade im Konzept der Grenzen der dialektischen Darstellung deutlich werde. Da Marx sich darüber nicht weiter erklärt hat, bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Methode in Marx’ theoretischer Praxis zu untersuchen, d.h. als eine ‘operative Methode’, deren metatheoretische Explikation erst adäquat zu leisten ist und weder bei Hegel noch bei Marx einfach zu finden ist.

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http://www.rote-ruhr-uni.com/cms/IMG/pdf/FOW_Grenzen.pdf